Einen der größten Anziehungspunkte für die Plagwitzer und Leipziger war der Palmengarten auf dem heutigen Areal des Klingerhains sowie des Clara-Zetkin-Parkes. Riesige Gewächshäuser, weitläufige Parkanlagen mit Gondelteichen und anderen Ingredienzien der Zerstreuung sowie ein großzügig angelegtes Gesellschaftshaus luden täglich zu Tanz und anderen Vergnügungen ein.Es gab verschiedene gastronomische Anbieter, mehrmals in der Woche Livemusik, und andere unterhaltsame die zum Tanz einlud, Vorstellungen, die tausende Besucher im Jahr vor die Tore der Stadt

Bau des Gesellschaftshauses im Palmengarten vor 1899

lockten. In einem Anzeigentext von damals liest sich das folgendermaßen : “Ausgedehnte Ziergarten- und Parkanlagen – sehenswertes Palmenhaus – Gesellschaftshaus mit prächtigen Festsälen – große Gartenhalle mit 2000 Sitzplätzen – Gastwirtschaft 1. Ranges mit Café und eigener Konditorei – Konzerte erster einheimischer und fremder Kapellen – an Sonn- und Feiertagen von 1-3 Uhr nachmittags Tafelmusik – Straßenbahnverbindungen in alle Richtungen – Eingänge an der Plagwitzer und Frankfurter Straße … “. Auch heutzutage fällt es schwer, sich vorzustellen, dass bei einem solchen Angebot jemand auf Dauer widerstehen konnte.

Am südlichen Eingang zu den Parkanlagen des Palmengartens, dem heutigen Klingerhain, wurde 1897 das von Freunden und Bewunderern gestiftete und von dem seinerzeit sehr berühmten Bildhauer Carl Seffner geschaffene Denkmal zur Erinnerung an Karl Heine mit einem feierlichen Festakt aufgestellt. Anfang der 30iger Jahre des 19. Jahrhunderts postierte man es auf der gegenüberliegenden Seite der Straße, und im Jahr 1938 wurde die Bronzeplastik als “Metallspende des deutschen Volkes” eingeschmolzen.

Heute ist lediglich der Sockel zu bestaunen. Die Stadt Leipzig hat jedoch vor einiger Zeit mit Bemühungen zur Rekonstruktion der Plastik begonnen, die darauf hoffen lassen, dass uns in nicht allzu ferner Zukunft wieder das Denkmal Karl Heines am Eingang von Plagwitz begrüßen wird.

Die wunderbaren Anlagen des Palmengartens fielen leider ebenfalls in den späten 1930iger Jahren zum größten Teil der nationalsozialistischen Aufräumwut zum Opfer.

Auf Veranlassung von Adolf Hitler wurde das Gesellschaftshaus nebst allen Gewächshäusern beseitigt, denn an dieser Stelle sollte auf Wunsch des Führers eine Gutenberg-Gedächtnishalle entstehen. Doch aus diesem Projekt wurde dann auf Grund des ausbrechenden II. Weltkrieges und der damit einhergehenden “anderen Sorgen” nichts. Das war das Ende eines der volkstümlichsten und beliebtesten Ausflugsziele in direkter Stadtnähe.

Neben dem Palmengarten war vor allem der alte und später dann auch der neue Felsenkeller als Sommerfrischlerlokal beliebt. Das Gartenlokal des alten Felsenkellers wurde bereits im Jahr 1844 auf der Anhöhe Plagwitz, an der Ecke der heutigen Karl-Heine-Straße zur Zschocherschen Straße, eröffnet. Der leichten Anhöhe, auf der das Lokal situiert war, verdankte es eine fantastische Fernsicht auf Leipzig und dem felsigen Grund, der die Anhöhe bedingte, seinen Namen und den berühmt gewordenen unterirdischen Eis- bzw. Bierkeller.

Beides waren Garanten für große Beliebtheit und einen nicht abreißenden Zulauf von Gästen. Der Besitzer, Carl Wilhelm Naumann, betrieb seit 1835 auf der kleinen Funkenburg eine Bierbrauerei und nutzte die Kellergewölbe für die Lagerreifung seines Bieres.

In den 60iger Jahren des 19. Jahrhunderts entstand dann in Plagwitz der 1844 eröffnete “Alte Felsenkeller” an der Karl-Heine-Straße I Zschocherschen Straße, vor 1890 die Naumann’sche Brauerei an der Zschocherschen Straße.

1890 ließ Naumann anstelle des alten den “Neuen Felsenkeller” nach Plänen der Architekten Schmid und Johlige im historischen Stil mit neobarocken Elementen als Konzert- und Ballhaus errichten, die die Epoche des Jugendstils bereits teilweise vorwegnehmen. In späterer Zeit wird dieses Lokal ein beliebter Treffpunkt der Plagwitzer Fabrikarbeiter. Fortbildungsveranstaltungen des Arbeiterbildungswerkes, Wahl- und Streikversammlungen oder einfach nur Vergnügungsveranstaltungen machten ihn zur zentralen, traditionellen Anlaufstelle der Arbeiterschaft. Neben dem Ballsaal, den Gesellschaftsräumen und der modernen Großküche im Kellerbereich vervollständigten ein Bier- und Konzertgarten sowie ein Spielplatz das Ensemble des neuen Felsenkellers.

Eine andere berühmt-berüchtigte Lokalität in Plagwitz war das Gosenschlösschen in der Alten Straße. Heute eine verträumt vor sich hin rottenden “Fast-Ruine”, befand sich hier einstmals eines der geselligsten Zentren des Vorortes, denn im Gosenschlösschen wurde Gose ausgeschenkt. Die Gose ist ein obergäriges Bier, zuerst in Goslar mit den Wassern der durchfließenden Gose, der sie ihren Namen verdankt, gebraut, avancierte sie schon bald zum Lieblingsgetränk vieler Leipziger. Leicht moussierend mit einer ganz eigenen Blume und einem ganz eigenen Geschmack wurde sie den Damen zumeist mit Sirup-Zusätzen, den Männern mit einem “”Kümmel” serviert.

Hier im weitläufigen Areal des Plagwitzer Gartenlokals wurde Döllnitzer Rittergose aus den typischen, dickbauchigen, langhalsigen Goseflaschen ausgeschenkt, die zusammen mit einigen munteren Putten noch heute als Fassadenschmuck die baulichen Reste der großen Lokalität von einst in der Alten Straße Nummer 6 zieren.