Im Jahre 1468 wird der Name ” Plochtewitz” zum ersten Mal erwähnt. Die Besiedlung des Gebietes reicht jedoch noch einige hundert Jahre zurück in die sorbische Zeit des 7. und 8. Jahrhunderts. Der Name der Ortschaft leitet sich von dem sorbischen Wort „placht“ ab, was soviel wie “abgeteiltes Feld” bedeutet und auf Ackerbau in wasserreicher, fruchtbarer Gegend schließen lässt. Bereits im 12. Jahrhundert entwickelte sich dann entlang der heutigen Alten Straße ein typisches kleines Gassendorf. Etwa seit dieser Zeit war das Dorf Plagwitz dem Rittergut Kleinzschocher im Süden dienstpflichtig

Leipzig während der Belagerung durch Heinrich von Holk 1632

und im Zuge der Christianisierung der Sorben auch dorthin gepfarrt. Seit jener Zeit gingen die Plagwitzer also – mehr als 600 Jahre lang! – immer wieder sonntags die 3 Kilometer nach Zschocher zur Kirche, bis sie mit der 1888 geweihten Heilandskirche an der heutigen Erich-Zeigner-Allee ihre eigene Kirche erhielten. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Plagwitz 1637 von schwedischen Truppen niedergebrannt. Nach dem Wiederaufbau 1648 wird es bereits zur damaligen Zeit ein beliebtes Ausflugs ziel für die Leipziger. Dies hängt mit der leichten Anhöhe zusammen, auf der sich Plagwitz gegenüber Leipzig befindet, was einen schönen Blick auf die Stadt erlaubt. Daran ändert sich auch nach der zweiten Feuersbrunst und dem zweiten Wiederaufbau von 1702 nichts.

Seit 1752 bleibt es dann nach mehreren Veränderungen endgültig bei der Bezeichnung ” Plagwitz “. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 und dem daraus resultierendem Verlust sächsischer Gebiete nach dem Wiener Kongress 1815 wird Plagwitz, das seit 1578 zum Amt Lützen zählte, als verbleibender Teil des Hochstifts Merseburg dem Amt Leipzig angeschlossen.

Die Einwohnerzahlen verändern sich in diesen frühen Zeiten der Dorfentwicklung kaum. Zählte man im Jahr 1562 etwa 75 Einwohner, so waren es zweihundert Jahre später, 1764, lediglich 20 mehr – nämlich 95, und auch im Jahr 1821 nur etwa 150, 1837 etwa 187 Personen.

Diese allmähliche Entwicklung wird erst durch die infrastrukturelle Erschließung und die darauf beinahe zwangsweise folgende Industrialisierung des Gebietes durch Karl Heine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abrupt durch ein sprunghaftes Wachstum der Einwohnerzahlen abgelöst.
In jenen Jahren entwickelt sich Plagwitz auch zu einem eigenen kleinstädtischen Zentrum. Im Jahr 1883 wird der Grundstein für den Bau eines eigenen, 1884 fertiggestellten, Rathauses gelegt und Plagwitz bekommt eine eigene Postfiliale.

1885 wird eine eigene Kirchgemeinde gegründet und der Ort bekommt einen eigenen Friedhof. Im Jahr 1889 wird das Schulgebäude an der heutigen Erich-Zeigner-Allee fertiggestellt. Zu dieser Zeit ist aus Plagwitz also eine in sämtlichen wichtigen Institutionen autarke Gemeinde geworden, die vom 1. Januar 1891 an als Stadtteil Leipzigs eingemeindet wird. Bis dahin war auch die Anbindung an die Stadt keine Frage mehr.

Musste man bis 1858 noch den Umweg über das benachbarte Dorf Lindenau und die Frankfurter Wiesen – die heutige Jahnallee – nehmen, so verkehrte bereits seit 1872 die Pferdebahn als öffentliches Verkehrsmittel zwischen Leipzig und Plagwitz – sie wurde 1896 von der “Elektrischen” abgelöst. Ein Jahr später, 1873, erhielt Plagwitz im Zusammenhang mit der Eröffnung des Plagwitzer Bahnhofes als Haltestation der Strecke Leipzig-Zeitz zusätzlich zum Personen-, einen Güterbahnhof. Dabei handelt es sich um den ersten Industriebahnhof Europas.
Auch die Einrichtung dieses Bahnhofes war ein persönlicher Verdienst Karl Heines, den man auch den Erschließer des Leipziger Westens nennt.