In den ersten Jahren nehmen sich die Bauvorhaben der bei den Herren Tittel & Krüger eher rührend aus. Da wird ein offener Kohleschuppen hier und ein Pferdestall dort gezimmert. Nach der ersten größeren Auftragsvergabe 1881 an Ottomar Jummel, der den Vorgängerbau des heutigen Hochbau Nord entwarf, wurden jedoch alle weiteren Bauaufgaben von Bedeutung vom renommierten Architekturbüro Pfeiffer & Händel – ab Mitte der 90er Jahre dann Händel & Franke – ausgeführt. Dieses Büro hatte sich mit den Jahren vor allem im Bereich von aufwendigen Industriebauten einen Namen

Villa Dürfeld in Einsiedel bei Chemnitz (1890)

gemacht, auch, wenn nebenher Villen, Wohnhäuser und prestigeträchtigere Bauaufgaben aus dem öffentlichen Bereich Villen, Wohnhäuser und prestigeträchtigere Bauaufgaben aus dem öffentlichen Bereich von ihnen projektiert wurden.
Es wäre heute ein Leichtes, einen Gang durch Plagwitz mit einem Gang durch die Geschichte dieses Architekturbüros und seiner verschiedenen Aufgaben zu verbinden. Beispielsweise die Gebäude der Firma Unruh & Liebig in der Naumburger Straße 28 sowie die dortigen Nachbargebäude der Nummern 26 und 24, ebenso die Gebäude der Firma Törpsch, schräg gegenüber auf dem Grundstück der Nummer 25, das Firmenareal der Firma Brehmer am Ende der Karl-Heine-Straße oder das Umspannwerk der Leipziger Elektrizitätswerke direkt gegenüber des Stelzenhauses am Kanal und viele andere mehr stehen für die Potentiale dieses Architekturbüros im Bereich des Industriebaus.

Und so wurden sehr viele der herausragenden Industriebauten des Viertels dem Büro übertragen, auf dessen Namen, Erfahrung und Kompetenz man genauso gern baute wie auf die angemessenen Angebote, sowohl in der Umsetzung der Bauaufgabe, als auch im Preis.

Mit dem Komplex der Buntgarnwerke haben sich Händel & Franke eines ihrer markantesten Denkmale gesetzt. Es ist dabei jedoch nicht allein die schiere Größe der umzusetzenden Bauaufgabe und der außergewöhnlich weitgefasste zeitliche Rahmen des Projektes entscheidend für seine Einmaligkeit gewesen, sondern es waren vielmehr auch die Raffinesse und Gewandtheit mit der die vielschichtigen funktionalen Anforderungen einer solchen großindustriellen Anlage en Detail architektonisch anspruchsvoll umgesetzt wurden. So die vielen Schmuckelemente, die optisch für Auflockerung und Abwechslung im äußeren Erscheinungsbild sorgen, so dass das Auge nicht müde wird, die im ersten Moment ein tönig erscheinenden Fassadenfronten ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wer sich auf dieses Entdeckerspiel einlässt, wird nicht enttäuscht werden – ein Verdienst der beiden genialen Architekten.