Mit der politischen Wende in der DDR kam auch die wirtschaftliche Wende unaufhaltsam auf die Industrie des untergegangenen Regimes zu. Die wenigsten Betriebe waren in der Lage, weltmarktgerecht und nach inzwischen längst  anerkannten ökologischen Maßstäben zu produzieren.

So kam es für die meisten Unternehmen unweigerlich zu einem tiefgreifenden Einschnitt in ihrer Geschichte – zum endgültigen Aus. Nur eine Hand voll Firmen aus Plagwitz haben diese Umbruchzeiten mit neuen Konzepten und starken Umstrukturierungen überstanden. Keine von ihnen produziert heute noch am alten Standort Plagwitz.

Im Jahr 1989 hatte Plagwitz rund 37000 Einwohner und über 800 Betriebe, von denen fast 40 Großbetriebe waren und in denen ca. 18000 Beschäftigte arbeiteten. Nachdem durch eine gezielte Positivbeeinflussung der Stadtteilentwicklung von Seiten der Stadtverwaltung ein extrem krasser Negativtrend in den ersten beiden Jahren nach der Wende überwunden werden konnte, präsentiert sich Plagwitz heute vollkommen verwandelt. Viele Freizeit – und Erholungsflächen sind entstanden, auch, wenn nicht alle Visionen verwirklicht werden konnten. Es gibt wieder einen starken Zuzug von kleineren und mittelständischen Firmen, vorwiegend aus dem innovativen Bereich.

Das neu gebaute Business-Innovation- Center an der Karl-Heine-Straße ist bereits voll ausgebucht und die Stadt als Betreiberin denkt über einen Erweiterungsbau nach. Was aber für viele alteingesessene Plagwitzer und Leipziger am überraschendsten war, ist der immer deutlicher zu Tage tretende Charme eines Viertels, das durch seine idyllische Lage an verschiedenen Flußläufen und die große Nähe zum weitläufigen Auwald heute bereits zu einem der beliebtesten Stadtviertel Leipzigs zählt. Plagwitz hat wieder 9134 wohnberechtigte Einwohner, 765 gewerbliche und 157 Handwerksbetriebe, allerdings liegt die Arbeitslosenrate auch heute noch deutlich über dem städtischen Durchschnitt von 18%.

Auch die Buntgarnwerke haben diesen drastischen Umschwung miterlebt und mitgelitten. 1990 standen auch hier alle Räder still, aus Hamburg machten Alteigentümer ihre Ansprüche geltend, die jedoch durch einen sogenannten “InVorg” – eine Sonderreglung der Nachwendezeit, um “Investitionsvorrang vor Restitution” zu gewähren – zu Gunsten der BUGA-Partners-Verwaltungs- GmbH abgewiesen wurden.

Seither ist diese Verwaltungs-GmbH damit beschäftigt, vielfältigste Nutzungen für dieses größte deutsche Industriedenkmal der Gründerzeit zu finden und zu fördern. Die bisherigen Erfolge sprechen dabei für sich. In den Räumlichkeiten der einstigen Produktions- und Verwaltungsgebäude der Firma Tittel & Krüger auf dem Areal des Elsterparks sind das Schulamt, Radio Energy, diverse Restaurants wie der “Prellbock”, das “Tulahmasch” und das “Kängaroo”, ein Ärztehaus, eine Apotheke, eine Filiale der Post, eine Polizeistation, Loftwohnungen, Einkaufsflächen für verschiedenste Anbieter und ein Wassersportverein untergebracht.